Als Mutter können wir es einer bestimmten Person doch eigentlich nie recht machen: uns selbst. Ständig plagt uns das schlechte Gewissen als Mama. Egal ob wir arbeiten oder nicht. Mir ging es auch oft so, bis sich in meinem Kopf etwas gedreht hat. Hier teile ich meinen Tipp mit dir, wie ich mein schlechtes Gewissen los werde.
Ich sitze am Laptop und arbeite zum ersten Mal seit vielen Tagen. Das MiniMädchen scheucht abwechselnd Oma oder Opa durch das Wohnzimmer in den Garten und wieder zurück. Mein Blick fällt auf das blinkende Handy. Eine Nachricht von den anderen Großeltern mit einem Bild von Lotte, wie sie Eis essend auf einer Luftmatratze im Garten sitzt. Normalerweise würde nun ein alter Bekannter auftauchen, der immer mal wieder ungefragt auftaucht und zumindest ein paar Momente auf meinem Gedanken-Sofa platz nimmt: das schlechte Gewissen. Aber heute nicht mehr!
Zu wenig Zeit für die Kinder? Das schlechte Gewissen als Mama

Das MiniMädchen und ich im Garten – ein seltener Moment in den vergangenen Wochen
In den letzten Wochen ging es hier wirklich sehr stressig zu. Der kurzfristige Umzug, die wochenlange Wohnungssuche und die Arbeit haben wirklich viel Zeit gekostet. Zeit, die ich nicht mit den Kindern verbringen konnte.
Vor ein paar Tagen brachte ich Lotte ins Bett. Wir kuschelten uns aneinander und nachdem ich ihr eine Geschichte erzählt hatte, sagte ich zu ihr:
Ich habe im Moment gar nicht so viel Zeit für dich.
sie nickte, nahm ihre Flasche aus dem Mund und sagte:
Ja, schade!
ich war überrascht über ihre Wortwahl und antwortete:
Ja, ich finde das auch furchtbar schade. Wenn wir bald in einem neuen Haus wohnen wird es wieder ruhiger und dann haben wir auch wieder mehr Zeit, versprochen!
Mir ist es wichtig, dass Dinge angesprochen werden. Besonders Gefühle. Ich möchte mir und meinen Kindern den Raum dafür geben Gefühle anzusprechen.
Auch wenn Lotte so gefasst mit dieser Enttäuschung umgeht – die Großeltern verbringen ja wirklich tolle Zeit mit den Kindern – hat es doch etwas mit mir gemacht. Denn wenn es erstmal ausgesprochen ist, dann wird es real. Und dann muss ich mich als Mutter mit der Gefühlswelt meines Kindes auch auseinander setzen.
Und damit öffne ich als Mutter normalerweise die Tür für mein schlechtes Gewissen:
Die Kinder vermissen dich. Sie brauchen dich und du bist nicht da. Wichtige Meilensteine deiner Kinder verpasst du. Du wolltest die Kinder und nun hast du keine Zeit für sie. Du gibst die Verantwortung einfach ab. Oma und Opa sind vielleicht auch mal überfordert und trauen sich nicht, das zu zugeben.
Ich denke jede Mama kennt diese Gedanken. Besonders die, die arbeiten gehen. Kennst du sie auch?
Ich hasse diese Gedanken, wirklich. Sie hemmen mich, machen mir schlechte Laune und setzen mich enorm unter Druck. Gerade wenn es um das Thema Selbstfürsorge geht, kann ich das eigentlich so gar nicht gebrauchen.
Vor ein paar Wochen flatterte jedoch ein Artikel in meinen Reader, der meine Sicht auf die Sache komplett ändern sollte und das möchte ich mit dir heute teilen.
Was Kinder wirklich brauchen
In diesem Artikel der Washington Post heißt es nämlich, dass eine Langzeit-Studie herausgefunden hat, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, wieviel Zeit wir mit unseren Kindern verbringen, sondern vielmehr darum, wie wir die verbleibende Zeit miteinander gestalten (leider funktioniert der weiterführende Link zu der Studie zur Zeit nicht).
Die Studie fand heraus, dass es keinen Effekt auf unsere Kinder hat, wieviel Zeit wir mit ihnen verbringen. Es sei denn, wenn Eltern gestresst, depressiv oder ängstlich sind. Hier hat es natürlich einen negativen Einfluss auf die Kinder, viel Zeit mit ihnen zu verbringen, denn diese Launen übertragen sich auf die Gefühlswelt der Kinder. Ein weiterer wichtiger Grund also als Mutter Selbstfürsorge zu betreiben 😉 Hast du meine Artikel dazu schon gelesen?
Im Gegensatz dazu haben nämlich Studien ergeben, dass es einen positiven Einfluss auf unsere Kinder hat, wie wir unsere Zeit mit ihnen verbringen. Gemeinsames Lesen, Essen, Einfühlungsvermögen – das alles tut unseren Kindern und der Beziehung zu ihnen gut. Es stärkt sie emotional und bereitet ihnen den Weg ein zufriedenes und erfolgreiches Leben zu führen.
Das Prinzip der Quality time ist ja nun nicht neu. Aber wie kann mir das nun bei meinem schlechten Gewissen als Mutter helfen?
Schlechtes Gewissen? Stelle dir diese eine Frage
Immer wenn das schlechte Gewissen mich überkommt – wenn ich meine Kinder ansehe und merke, wie groß sie geworden sind und wie die Zeit verfliegt; wenn ich mich frage, ob ich die Zeit mit ihnen wirklich bewusst genug genieße – dann frage ich mich jetzt eine bestimmte Frage:
Bin ich heute zu irgendeinem Zeitpunkt mit meinem Kind in Beziehung gegangen?
Haben wir heute zusammen gelacht? Haben wir etwas Neues zusammen gelernt? Haben wir gekuschelt? Habe ich zugehört? Haben wir gespielt oder zusammen getanzt und ein Lied gesungen?
Haben wir uns heute miteinander verbunden gefühlt?
Wenn die Antwort darauf JA ist, dann kann das schlechte Gewissen direkt rückwärts wieder aus der Tür meiner Gedankenwelt ziehen. Denn das sind die Momente, die den Kindern und auch uns im Gedächtnis bleiben. Das sind die Momente die Kindheit ausmachen.
Wir müssen die Kinder nicht den ganzen Tag bespaßen. Wir müssen nicht wie eine Glucke über ihnen wachen (eine weitere Studie zeigt übrigens wie wichtig Kindern Freiraum ist).
Alles was wir tun müssen ist für unsere Kinder eine vertrauensvolle Person zu sein mit der sie sich verbunden fühlen müssen.
Und aus diesem Grund rufe ich jetzt gleich meine Große mal an und frage wie ihr Tag bei Oma und Opa war und dann bringe ich ihre kleine Schwester liebevoll ins Bett und zeige dem schlechten Gewissen den Ausgang aus meinem Kopf 😉
1 comment
Ach toll, ich danke dir. Seit vier Monaten arbeite ich wieder und das nicht wenig. Ich habe meine Arbeit in der Elternzeit so vermisst und sie macht mir auch jetzt wirklich Freude, aber an so Tagen, an denen meine Mutter mehr Zeit mit meinem Sohn verbringt als ich und ich ihn nur ins Bett bringe… allerdings versuche ich unsere gemeinsame Zeit deswegen eh schon immer besonders intensiv zu nutzen