Mütter-Bashing passiert vor allem in den eigenen Reihen. Mütter verurteilen sich gegenseitig, geben ungefragt Kommentare ab und denken dabei immer wieder, dass sie die einig wahren guten Mütter sind. Ich habe diesen Kampf darum eine gute Mutter zu sein mal genauer unter die Lupe genommen.
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber mit der Geburt meiner ersten Tochter vor 4 Jahren bin ich scheinbar in ein Paralleluniversum geschleudert worden. Da gibt es diesen einen Planeten, der ist so farbenfroh, dass es manchmal in den Augen weh tut. Hier schieben gut gelaunte Mütter den ganzen Tag mit einem breiten Grinsen ihren Kinderwagen. Ihr volles Haar glänzt in der Sonne und ihr Hintern ist bereits 5 Wochen nach der Geburt wieder rund und knackig. Am allerliebsten singen und tanzen diese Mütter mit ihren Kindern, unternehmen immer lustige Dinge mit ihnen und nachdem sie langzeitgestillt haben, gibt es hauptsächlich gesunde Mahlzeiten für ihre Kinder. Ihre Kinder lieben Brokkoli, sind total ausgeglichen und pflücken am Wegesrand am liebsten Blumen für ihre Mama. Die Väter haben während ihrer ausgiebigen Elternzeit so viel Zeit für ihre Familie, dass Mama ganz toll einmal in der Woche ins Spa gehen kann. Das ist der Grund, warum sie auch so ausgeglichen und glücklich ist.
Du merkst es: dieser Planet funkelt und glitzert vor guter Laune.
Dann gibt es in diesem Universum noch diesen anderen Planeten. Er ist eingehüllt in einen Schleier aus dunklen Gedanken, wie Selbstzweifel und schlechter Laune. Die Mütter und Väter dort sind einfach so unheimlich müde, dass sie ihre Kinder öfter mal anschreien, was natürlich den Planeten noch etwas dunkler macht, denn so entstehen wieder diese Selbstzweifel. Viele der Mütter arbeiten neben dem Hausfrau- und Mutter-Dasein und haben weder ausreichend Zeit für die Familie, noch den Haushalt, geschweige denn für sich selbst. Meistens haben sie so schlechte Laune, dass sie sich nur besser fühlen, wenn sie sich darüber aufregen können, was da so auf diesem Glitzer-Planeten los ist.
Diese beiden Planeten sind sich so spinnefeind, dass sie sich ständig beschießen. Der Glitzer-Planet hasst den Nebelplaneten, weil er einfach nicht sehen kann, was gut für ihn ist. Die Mütter dort kennen den richtigen Weg zum glücklichsein und finden es furchtbar respektlos, dass die Mütter des anderen Planeten einfach keine Hilfe und Ratschläge annehmen wollen.
Die Mütter von dem dunklen Planeten können den farbenfrohen Planeten einfach nicht leiden, weil er sie mit seinem Funkeln einfach so blendet, dass sie beinahe nichts mehr sehen können. Obwohl sie so müde sind, heben sie sich ihre restliche Energie noch auf, um ständig darauf herum zu reiten, dass die Mütter auf dem Glitzer-Planeten ein Fake-Leben führen und sich selber blenden. Denn so glücklich und zufrieden kann doch nun wirklich niemand sein.
Du siehst: ihre Phrasenkanonen sind bis zum Rand gefüllt mit Kritik und Vorwürfen. Diese bombardieren sie ständig durch die Weiten dieses Paralleluniversums, das Internet scheint hierbei ihre liebste Kriegsroute zu sein. Dabei ist eines absolut wichtig: beide meinen die besseren Mütter zu sein.
Wenn du dieses Paralleluniversum auch kennst, dann zeige ich dir den Ausgang aus dieser Galaxie. Denn ich weiß ganz genau
Was gute Mütter einfach NICHT tun
- Alter – Hier geht es oft schon in der Schwangerschaft los: Die eine Mutter ist noch viel zu jung. Wie kann denn ein Kind, ein Kind großziehen?
Auf der anderen Seite ist die Mutter mit 40 und älter natürlich viel zu alt. Das ist egoistisch, wer denkt denn da an das Kind?
Ich verrate dir das richtige Alter um Kinder zu bekommen. Es ist der Zeitpunkt zwischen: ich möchte Verantwortung für einen Menschen übernehmen UND ich habe alles erreicht was ich wollte, jetzt möchte ich ein Baby.
Das Alter einer Mutter sagt nichts darüber aus, ob sie eine gute oder eine schlechte Mutter ist. Denn sobald du diese neue Rolle übernimmst, musst du genauso viel lernen, wie jede andere Mama. Mutter sein ist ein Prozess in dem wir uns ständig entwickeln und das kann jede lernen, egal wie alt sie ist. - Geburtsplanung – Ein weiterer Auslöser für einen Kampf zwischen den beiden Planeten.
Die einen Mütter möchten ihre Kinder auf natürlichem Wege bekommen: im Geburtshaus oder am besten im eigenen Zuhause. Alles andere sei eine Zumutung für die Babys und würde den natürlichsten Vorgang der Welt einfach nur wie eine Erkrankung aussehen lassen.
Die anderen Mütter möchten einen Kaiserschnitt und finden Mütter, die ihre Kinder natürlich zur Welt bringen einfach nur Öko und irgendwie eklig. Sie wissen nicht warum wir es uns absichtlich schwer machen sollten.
In Wahrheit entscheidet der Weg deines Kindes raus aus deinem Bauch in keinster Weise, ob dein Baby hinterher gesünder sein wird oder dich mehr liebt. Und das ist doch eigentlich das, worum es geht: das Endergebnis: du und dein Baby, zusammen vereint, gesund und glücklich. Die Art und Weise wie du dein Kind zur Welt bringst, entscheidet nicht, ob du eine gute Mutter bist. - Ernährung – Da geht es direkt weiter. Brust oder Flasche, Bio, Vegan oder Fast Food. Die einen Mütter lächeln über die Dinkelstangen der anderen Mütter, die wiederum schütteln mit dem Kopf, weil sie finden, dass es an Verwahrlosung grenzt einem Kind Pommes in die Hand zu drücken.
Hier die Lösung: Ja, Ernährung ist wichtig. Kinder sollten stets satt sein und nicht hungern. Sie brauchen eine ausgewogene Ernährung um gut gedeihen zu können. Aber der ob der Quetschie nun selbst gemacht oder selbst gekauft ist, macht dich nicht zu einer besseren oder einer schlechteren Mutter. Wenn das Kind der anderen Mutter Pommes isst, heißt das nicht, dass sie eine schlechtere Mutter ist. Vielleicht ist sie gerade einfach in Eile? Und du brauchst auch nicht mit den Augen zu rollen, wenn du wegen dem Gastkind auf eurem Kindergeburtstag vegane Muffins backen sollst. Was auf dem Speiseplan unserer Kinder steht, sagt nichts darüber aus, ob du einer guten oder einer schlechten Mutter gegenüber stehst. - Lebensstatus – Sie hat Kinder und ist immer noch nicht verheiratet. Das muss ja wie bei Sodom und Gomorrha bei denen Zuhause sein! Kinder müssen doch in einer glücklichen Ehe aufwachsen.
Das ist ein typisches Scheidungskind, klar dass die Mutter so unglücklich ist, sie ist ja alleinerziehend. Das kann ja nicht funktionieren.
Das Kind wächst in einer Ehe auf? Das ist ja so spießig und eh zum Scheitern verurteilt!
Wie, die sind homosexuell und ziehen ein Kind groß? Das Kind wird sicher später psychische Schäden davon tragen.
Ich sage dir die Wahrheit: Ein Trauschein oder wer, oder wieviele Menschen zusammen mit dir dein Kind großziehen sagt überhaupt GAR NICHTS darüber aus, ob dein Kind glücklich ist oder nicht. Geschweige denn, ob du eine gute Mutter bist oder nicht. Was wirklich entscheidend ist, ist, dass du und dein/e Partner/in, Ehemann/-freund/-frau oder dein Babysitter dein Kind genauso liebt, wie du es tust. Dass ihr gemeinsam an einem sträng zieht und ein wunderbares Team seid. Und vor allem: dass du zufrieden mit deinem Lebensmodell bist. - Geld – Oh ja, dieses Thema ist ja schon unter Arbeitskollegen und in der eigenen Familie sehr wichtig. Klar, dass es hier einen sehr wichtigen Kampf in unserem Paralleluniversum gibt.
Die Glitzer-Mütter ersticken ihre Kinder in materiellem Schnickschnack. Sie werden in ihrem Einfamilienhaus und dem dicken Mittelklassewagen undankbare Rotzgöhren großziehen!
Die anderen Eltern übernehmen keine Verantwortung für ihre Kinder: wie kann man mit einem Hauptschulabschluss und einem Job an der Supermarktkasse eigentlich Kinder in so ärmliche Verhältnisse großziehen? Mit Verhütung kennen die sich wohl nicht aus!
Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Dein Kontostand verrät nichts darüber, ob du eine gute Mutter bist, oder eben nicht. Das wäre ja auch zu einfach.
Nein, denn es gibt reiche Kinder die wirklich glücklich und dankbar sind, sich später für andere einsetzen und von Herzen „Danke“ sagen können.
Genauso gibt es Kinder, die mit wenig Spielzeug auskommen. Die glücklich sind, auf Bäume zu klettern und dafür nicht das neueste Klettergerüst im eigenen Garten benötigen. Denn der wichtigste Wert den du für dein Kind als Mama ausmachst, den bezahlst du in Liebe, Verständnis, Geduld und Ehrlich sein. - Arbeit – Ob du nun arbeitest, weil du dich Selbstverwirklichung willst oder weil du es musst: als Mutter arbeiten zu gehen ist erstmal grundsätzlich mies! Du hast ja keine Zeit für deine Kinder und erstrecht nicht um mal ’nen Latte zu trinken im Café.
Wenn du aber jetzt sagst du bist Zuhause bei deinen Kindern, dann bist du eine Schande für die emanzipierten Frauen dieser Welt. Außerdem bist du faul und du sitzt der arbeitenden Bevölkerungsschicht auf der Tasche.
Hier liegt dann schön sichtbar für alle der Hund begraben: Egal wie du es machst, du machst es falsch. Hier kommt dann auch das Paralleluniversum ins Wanken, denn wo gehören die Hausfrauen oder die arbeitenden Mütter nun hin? Auf den farbenfrohen Planeten, oder doch eher auf den Nebelschwaden-Planeten? Ich verrate es dir: Jede Mama hat ihre Gründe warum sie ihren Job außerhalb oder innerhalb ihrer Familie sieht. Ob sie ihren Lohn auf dem Konto oder in den Augen ihrer Kinder sehen möchte, macht sie nicht zu einer guten Mutter. Das Lebensmodell muss einfach zur Familie passen. Und noch etwas: es gibt Kinder die gehen liebend gern nach der Schule in die OGS, oder finden es großartig von Oma nach dem Kindergarten betüddelt zu werden. Und es gibt Kinder die finden es am allerschönsten jeden Tag mit Mama (oder Papa) zu verbringen. Wichtig ist doch, ob und nicht WO die Kinder Kinder sein dürfen. - Erziehung – Ja, hier scheiden sich die Geister. Auf dem Glitzer-Planeten gibt es so gut wie keine Erziehung. Hier gibt es nur Liebe und die braucht keine Grenzen. Natürlich werden diese Kinder alle irgendwann kleine Tyrannen.
Auf dem anderen Planeten müssen die Kinder hören, was die Eltern sagen. Sie sollen Grenzen kennenlernen, denn sonst finden sie sich ja nie im Erwachsenenleben zurecht. Ganz klar, dass diese Kinder meistens irgendwann traumatisiert sein werden, von all dieser Erziehung.
Willst du wissen, wie es wirklich ist? Ob du nun autoritär oder antiautoritär mit deinen Kindern lebst: es hat natürlich einen Effekt auf dein Kind, aber es entscheidet weder über eure Beziehung zu einander, noch ob dein Kind später ein fabelhafter Erwachsener sein wird. Erziehung muss vor allem eines sein: echt und im Rahmen der Kinderrechte. Ob du dein Kind nun lobst, ob es mit Konsequenzen für sein Verhalten leben muss oder ob es größtenteils über sich selbst bestimmen darf, es bedeutet nicht, dass du eine gute Mutter bist und dein Kind ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft. So lange du deinem Kind weder emotional, noch körperlich weh tust und du dich an die Kinderrechte hältst, ihr es schafft ein Band zueinander zu haben. - Entwicklung – Ein sehr wichtiges Thema im Kampf der Übermütter. Die einen schicken ihr Kind in einen Sportverein und die Musikschule und legen wert darauf, dass im Kindergarten bereits englische Lieder gesungen werden. Diese Mütter unterliegen dem Förderwahn und das kann ja gar nicht gesund für die Kinder sein.
Die anderen Kinder laufen im Alltag mehr oder weniger nebenher. Sie spielen mit sich und Freunden, das muss genügen. Klar, dass aus denen nichts wird. Wie sollen die sich denn später aus den Bewerbermassen hervorheben?
Ob dein Kind nun schon mit 6 Monaten laufen konnte oder mit 3 Jahren immer noch nicht richtig spricht, es sagt nichts darüber aus, ob du eine gute Mutter bist, oder nicht. Kinder entwickeln sich völlig unterschiedlich, selbst Geschwister. Wichtig ist doch vielmehr, dass du dein Kind im Blick hast und seine Interessen ernst nimmst. Und wenn das nun mal Hochleistungssport UND Klavierspielen ist, dann ist das doch toll. Genauso wenn dein Kind am allerliebsten draußen mit Freunden unterwegs ist. - Tagesablauf – Während die einen Mütter darauf bestehen, dass ihre Kinder um 18 Uhr ins Bett gehen sollen und ihr Alltag auch sonst ziemlich durchgetaktet ist, lassen die anderen Mütter jeden Tag so kommen, wie es eben kommt. Klar, dass die Mütter mit einer klaren Tagesstruktur die besseren Mütter sind, denn sie wissen, was ihre Kinder brauchen. Oder sind es doch die Mütter, die ihre Kinder nicht zu sehr begrenzen und eher nach dem Lustprinzip schauen, was das Kind heute wohl so braucht? Richtig rausfinden können Mütter das nur, indem sie schlecht übereinander reden und mit vorgehaltener Hand auf dem Spielplatz vorschnell urteilen.
Die Wahrheit ist: Jede Mutter ist der Experte für ihr eigenes Kind. Uns weil Kinder nunmal so unterschiedlich sind kann so ein Tagesablauf in Familien auch ziemlich unterschiedlich aussehen. Völlig egal, ob durchgängig feste Strukturen oder lose Rahmen die auch noch miteinander abgestimmt werden können. - Medien – In diesem Paralleluniversum gibt es da ganz klare Meinungen: die einen Mütter finden Fernsehen und Co. absolut schädlich für die Kleinen. Da wird die Medienzeit so gut wie möglich umgangen. Am liebsten mit Waldspaziergängen und Basteleien am Nachmittag. Notfalls wird der Fernseher aus dem Wohnzimmer, ach was, aus dem Haus, verbannt.
Die anderen Mütter geben bereits den Einjährigen das Smartphone in die Hand und finden es überhaupt nicht schlimm den Sonntag auch mal vor dem Fernseher zu verbringen. Klar dass die Kinder absolut keine Kindheit mehr haben können, schließlich sitzen sie permanent vor dem Bildschirm.
Die Lösung ist so unspektakulär dass sie deshalb wahrscheinlich in diesem schwarz-weiß Universum gar keinen Platz hat: die Menge macht das Gift. Wenn dein Kind sich sowohl draußen beschäftigen kann, ab einem gewissen Alter auch mit sich allein spielen kann und gleichzeitig bereits die richtige Wischtechnik auf dem Tablet beherrscht, dann ist doch alles prima. Ob ihr nun permanent eure Freizeit draußen verbringt, oder doch lieber bei Regen lieber mal einen Film anschmeißt, entscheidet nicht, ob du eine gute Mutter bist.
Denn was gute Mütter wirklich machen: sie vergleichen sich nicht, sondern sie konzentrieren sich ganz auf sich und ihre Familie. Sie verurteilen auch nicht, sondern unterstützen sich gegenseitig und sind offen dafür auch andere Lebensweisen kennen zu lernen.
Es gibt keinen Weg eine perfekte Mutter zu sein, aber Millionen Wege, um eine gute Mutter zu sein.
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Ich habe mich entschieden, dass meine Kinder bis (fast) 3 zu Hause bleiben… Fast, weil unsere Zweite und der Lütte mit 2 1/2 in die Krippe kamen. Und das war gut so.
Als die Große also vor 4 Jahren in die Schule kam, kam auch der Schwimmunterricht. Dort saßen die glitzernden Mamis, die sich extra Frei genommen haben oder wat auch immer. Sie sprachen sehr abfällig über Muttis wie mich. Ich stand neben ihnen. Sie bekamen nicht mit, dass sie mich verletzten und verurteilten. (= diese faulen Hausfrauen, die können ja den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen und schaffen es dann nicht hierher zum Föhnen…) Nachdem ich meinen ganzen Mut zusammennahm, habe ich relativ sachlich Stellung bezogen und gesagt, dass ich das doof finde, so verurteilt zu werden. Ungläubiges Schauen der anderen. Ich habe dann mal so erklärt, was so an einem Morgen mit 1 Schulkind, 1 Kigakind und einem Säugling für mich so aussieht. Nämlich alles andere als faul rumsitzen… Ich bat sie darum, doch etwas mehr Verständnis aufzubringen, würde ich ihr gegenüber schließlich auch. (sinngemäß)
Denn ja, jeder hat sein eigenes Lebensmodell und das ist gut so. Wenn man gefragt wird, darf man ehrlich antworten. Dennoch sollte egal ob real oder im Netz ein freundlicher Umgang möglich sein.
Mittlerweile gehe ich auch Arbeiten. 1x die Woche, Babysitterjob. Aber hey, ich bin glücklich damit. Ich darf ein krankes Kind in seiner Pflegefamilie mitbegleiten. Das heißt auch, dass ich mal etwas anderes sehe. Nicht nur meinen Haushalt, nicht nur meine Kinder. Das tut gut und ist auch etwas Selbstfürsorge.
Danke für Deinen Bericht. Ganz liebe Grüße.